Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ich hoffe, Sie finden an den Feiertagen ein bisschen mehr von dem, wovon es sonst im Jahr zu wenig gibt:
Zeit. Zeit zum Durchatmen, Zeit zum Entspannen oder auch Zeit zum Nachdenken – über das, was wichtig war in diesem Jahr, und was wichtig wird im kommenden Jahr.
Jedes Jahr freuen wir uns auf eine etwas ruhigere Zeit, am Zusammensein im Advent, an den Weihnachtstagen und „zwischen den Jahren“. Nachrichten, die Besorgnis erregen und betroffen machen, lassen aber vielfach auch in diesen Zeiten nicht nach. Wir alle haben den Wunsch nach einer friedlicheren Welt. Und diesen Wunsch dürfen wir nie aufgeben, auch wenn Friedenspläne immer wieder zu scheitern drohen oder Individualinteressen zum Opfer fallen.
Blicken wir auch auf unser Land, erscheint als eine der wahrscheinlich dringlichsten Aufgaben der Schutz unseres freiheitlich-demokratischen Miteinanders. Die Zunahme antidemokratischer Tendenzen in der Gesellschaft ist mehr als beunruhigend: Polarisierung und gesellschaftliche Spannungen wachsen, während das Vertrauen in staatliche Institutionen unter Druck gerät. Da stelle ich mir die Frage: Sind wir nicht ein starkes, ein gefestigtes, ein wohlhabendes Land, das solchen Tendenzen gegenüber resilient ist? Die Nervosität, die in der Gesellschaft spürbar ist, die tiefe Verunsicherung, die offen kommunizierte Zukunftssorge sprechen eine andere Sprache.
„Demokratie ist keine Glücksversicherung, sondern das Ergebnis politischer Bildung und demokratischer Gesinnung." So sah es einst Theodor Heuss. Die Selbstbehauptung der Demokratie durch Gesinnung und Haltung schaffende Bildung – das ist wohl die Aufgabe unserer Zeit; eine Aufgabe, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Der beste Ort dafür ist das lokale Umfeld, denn hier leben wir ganz konkret, hier sind die Zugänge zueinander am direktesten, hier erleben wir die unmittelbare Rückmeldung und die sichtbaren Erfolge (und Misserfolge), hier kann sich jede und jeder beteiligen. Das zeigt: diese Aufgabe ist unsere Aufgabe.
Im kommenden Jahr stehen wieder Veranstaltungen in Stadt und Dörfern im Kalender. Nutzen wir diese Gelegenheiten für ein gelingendes Miteinander, nutzen wir das Leben unserer Traditionen gemeinsam, um unsere gesellschaftliche Resilienz zu stärken und an unseren Aufgaben zu wachsen.
Mein Wunsch ist: Stehen wir zusammen – für die Selbstbehauptung von Demokratie und Menschlichkeit! Mit Respekt voreinander, mit Vertrauen zueinander, mit Interesse aneinander und mit Engagement füreinander.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest. Genießen Sie ruhige Momente, um über die Dinge nachzudenken, die für uns wichtig sind. Ein besonderer Gruß geht an die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung geflohenen und uns überantworteten Menschen, und all die, die ihnen hilfreich zur Seite stehen. Auch allen unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die die Weihnachtstage im Krankenhaus, in einer Alten- oder Pflegeeinrichtung oder krank, vielleicht auch einsam zu Hause verbringen, gilt ein besonderer Gruß; wohlwissend, dass sich Einsamkeit gerade in diesen Tagen besonders schwer anfühlt.
Viele Grüße
Ihr Bürgermeister
Dr. Christof Bartsch